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2016-03-24

Esoterischer Unfug: Erwartungen sind kalkulierte Enttäuschungen

"Erwarte nichts und du wirst niemals enttäuscht werden"

Toller Spruch, dennoch, genau betrachtet, esoterischer Unfug.

Warum?

In einer Zusammenkunft von Individuen oder Prinzipien oder Ideen, also grundsätzlich in einem Szenario, welches nicht nur aus mir besteht, sondern welches einen anderen Einfluss beinhaltet, darf ich nicht nur, sondern ich MUSS sogar bestimmte Grundvoraussetzungen erwarten und selbige von meiner Seite aus erfüllen. Anderweitig ist eine Zusammenkunft gar nicht möglich.

Wir haben Grundregeln im menschlichen Zusammensein und werden diese von einem oder mehreren Idividuen nicht erfüllt, so sprechen wir von Anti-sozialem Verhalten und das zu Recht. Ich darf erwarten, dass man mit mir in einer Form umgeht, die respektabel ist. Ist dies nicht der Fall ist Konsequenz angesagt, nicht Enttäuschung.

Enttäuschung tritt dann auf, wenn ich mich täusche. Das hat nichts mit Erwartung zu tun, eher mit Selbsttäuschung. Im Englischen gibt es die stehende Phrase:
 "meine Erwartungen wurden sogar übertroffen", wenn man eine Dienstleistung oder sonstigen Service beurteilt. Etwas zu erwarten bedeutet, dass es ein Grundverständnis über die Ausführung oder Erfüllung einer Aufgabe gibt und wenn diese Aufgabe Kommunikation heißt, dann darf und muss ich erwarten, dass mit mir so kommuniziert wird, wie das Grundgerüst des zivilisiertem Umgangs das vorschreibt.

Es ist uns schon alleine von unserer Erziehung und unserer Evolution in humanitärer, zivilisierter Hinsicht gänzlich unmöglich, nichts zu erwarten. Unsere komplette Gesellschaft versänke im Chaos wenn wir dies täten. Man stelle sich nur vor, ich erwarte plötzlich nicht mehr, dass der Linienbus, den ich zur Arbeit nehme, auch die Route fährt, die der Fahrplan ausgibt. Natürlich erwarte ich, wenn ich zum Bäcker gehe, dass dort Backwaren und nicht Schuhe verkauft werden und natürlich erwarte ich, wenn ich eine Frage stelle, eine Antwort, warum stelle ich sonst die Frage?

Man sollte die Dinge beim Namen nennen, wenn man sie verstehen möchte und somit gehört der obige Satz dahingehend korrigiert, dass Enttäuschungen nicht aus unerfüllten Erwartungen sondern aus unerfüllten Projektionen und einem Verkennen der Realität entstehen. Ich projiziere etwas in eine Person oder Situation, etwas, was in vielen Fällen weder der Person noch der Situation angemessen ist, ich sehe Dinge, die nicht da sind, ich erhoffe mir Verhalten, dass sich aus der realen Situation nicht ergibt. Natürlich kann ich das enttäuschte Erwartung nennen, es trifft aber nicht den Kern der Angelegenheit: Selbsttäuschung, Projektion, unerfüllte Hoffnung.

Ich darf von einem Linienbus erwarten, dass er die Route fährt, die der Fahrplan ausgibt. Wenn ich aber von einem emotionalen Legastheniker erwarte, dass er seine Gefühle mitteilt, dann projiziere ich meinen Wunsch, dann hat das nichts mit Erwartung und enttäuschter Erwartung zu tun, sondern damit, dass ich die Realität verkenne und mich selbst täusche, mir falsche Hoffnungen mache. Wir würden nie auf die Idee kommen, von einem Linienbus zu erwarten, dass er plötzlich abhebt und uns nach Kalifornien fliegt.

Erwartungen sind somit Grundpfeiler einer funktionierenden Gesellschaft, wohingegen Enttäuschungen das Resultat von Selbsttäuschung, Projektion, Hoffnung und vorallem einem Verkennen der realen Umstände und Gegebenheiten sind.


2016-03-17

Esoterischer Unfug: Nur wer sich selbst liebt, kann geliebt werden.





Das Problem mit Social Media heutzutage ist, dass jeder publizieren kann, was ihm/ihr gerade so durch den Kopf geht und da kommt einiges an unausgeorenem Zeug zusammen.

Ich bin nach wie vor der Meinung, man sollte die Fakten klar haben, bevor man irgend welche Weisheiten raushaut.

Man kann sich selbst unendlich hassen, verletzen und zerstören und trotzdem geliebt werden. Viele Mütter und Väter von drogenabhängigen Kindern werden mir da absolut Recht geben, oder Menschen, die in einer Beziehung mit einer seelisch zerrissenen Person stehen, ebenfalls.

Man kann die Liebe nicht annehmen, wenn man sich selbst nicht liebt. Man kann nicht sehen, was der Andere in einem sieht, weil man es selbst nicht sehen kann: ja... aber es ist schlicht und ergreifend nicht korrekt, dass man nicht geliebt sein kann, wenn man sich selbst nicht liebt. Das ist auch eine extrem anmaßende Aussage über all jene, die einen Menschen aus ganzem Herzen lieben und in ihm/ihr das Beste sehen und ihn/sie glücklich sehen wollen. Kann ich – nur weil es mir an Selbstliebe mangelt – wirklich so dreist sein und die Aufrichtigkeit der Emotion absprechen?

Das größere Problem in solchen Verbindungen liegt auf der Seite der liebenden Person, nicht auf der Seite der Person, die die Liebe nicht sehen und annehmen kann. Und in den meisten Fällen heilt dann Liebe eben auch nicht alle Wunden, sondern es bleibt nichts anderes übrig als in Liebe Adieu zu sagen.

Die Essenz von Liebe kennt keine Bedingungen, auch nicht die Bedingung, du musst dich selbst lieben, damit Liebe dich findet. Liebe findet dich immer, ob du es annehmen kannst, das liegt bei dir.

(c) Britta Götz - Tiphareth-Tarot